Es verwundert nicht, dass so viele der ältesten und schönsten Azulejos in Portugal und Spanien aus komplexen geometrischen Mustern bestehen. Diese Designs sind weit mehr als nur hübsche Dekoration. Sie sind das direkte Erbe der maurischen Kultur, ein mathematisches und spirituelles Kunstwerk, das durch ausgeklügelte Techniken zum Leben erweckt wurde.
Doch diese Reise endet nicht im Mittelalter. Sie führt uns bis ins 19. Jahrhundert, wo geometrische Muster in Lissabon eine Renaissance erlebten und zum Symbol urbaner Eleganz wurden – so wie einige der Fliesen, die in unserem Shop bewundert werden können.
Alicatado: Das kunstvolle Mosaik der Meister
Alles begann mit einer aufwendigen Technik namens Alicatado. Handwerker schnitten aus einfarbig glasierten Keramikplatten winzige Mosaiksteinchen (aliceres) heraus und setzten sie zu perfekten geometrischen Mustern zusammen. Diese Kunst erforderte mathematisches Wissen und war extrem teuer – ein Luxus für Paläste wie die Alhambra.
Cuerda Seca & Arista: Clevere Techniken für schnellere Produktion
Um die wachsende Nachfrage zu bedienen, wurden Methoden entwickelt, die eine Bemalung auf einer einzigen Fliese erlaubten. Bei der Cuerda Seca verhinderte eine fettige Linie das Ineinanderlaufen der Farben. Bei der Arista-Technik drückte ein Stempel feine Erhebungen in den Ton, die wie kleine Dämme wirkten. Diese Innovationen machten die bemalten Fliesen Portugals und Spaniens für viele erschwinglich.

Die Renaissance der Geometrie im 19. Jahrhundert: Die Estampilha-Technik
Nach den figürlichen Darstellungen des Barock erlebte das geometrische Design im 19. Jahrhundert eine Wiedergeburt. Mit der Industrialisierung und dem Aufstieg des Bürgertums wurden Azulejos zu prägenden Elementen der Städte. In den Lissabonner Manufakturen wie Viúva Lamego oder Constância wurden neue, schnellere Produktionsmethoden eingeführt.
Hier kommt die Estampilha- oder Schablonentechnik ins Spiel. Eine ausgeschnittene Papierschablone wurde auf die zinnglasierte Fliese (Majolika-Technik) gelegt und die Farbe mit einer Bürste aufgetragen. Das Ergebnis war eine schnelle, präzise und kostengünstige Herstellung serieller Musterfliesen.
Solche Fliesen sind gekennzeichnet durch:
- Strenge geometrische Muster: z. B. Rauten und optische Illusionen als Weiterentwicklung traditioneller Muster, angepasst an den Geschmack des 19. Jahrhunderts
- Reduzierte Farbigkeit: Blau und Weiß als Fortführung der seit dem 17. Jahrhundert prägenden Azulejo-Tradition
- Urbanes Gestaltungselement: In Städten wie Lissabon schmückte sie Eingangsbereiche oder Fassaden und zeigt die Demokratisierung der Azulejos – vom Luxusgut zum städtischen Alltagsobjekt.
Wer heute eine solche Fliese in der Hand hält, berührt nicht nur das Erbe der maurischen Meister, sondern auch ein Zeugnis der portugiesischen Moderne und des bürgerlichen Stolzes des 19. Jahrhunderts. Sie ist das perfekte Geschenk für Portugal Liebhaber und für alle, die Geschichte hinter Ästhetik schätzen.
Hier kannst du unsere gerahmten Fliesen mit geometrischen Muster erkunden.
Quellen: Berardo, José, Alfonso Pleguezuelo, and José Meco, et al. 2020. Museu Berardo Estremoz: Catálogo. Estremoz: Associação de Colecções.